Interessenkonflikte aufdecken

Mehr Transparenz für medizinische Behandlungsleitlinien

Website www.leitlinienwatch.de geht ans Netz

Im Frühjahr des Jahres gab es einen Appell der Initiative NeurologyFirst, der dafür warb, bei der Erstellung medizinischer Behandlungsleitlinien für mehr Transparenz zu sorgen. Die Thure von Uexküll-Akademie für Integrierte Medizin (AIM) unterstützt diesen Appell, weil wir seit vielen die zunehmende Kommerzialisierung der Medizin beklagen und sich diese mittlerweile unmittelbar in der Patienten-Behandlung wiederfindet. Aus dieser Intitiative ist mittlerweile das Portal www.leitlinienwatch.de hervorgegangen, das nun mit einer eigenen Website ans Netz gegangen ist. Unterstützt wird die Initiative von MEZIS (MEIN ESSEN ZAHL ICH SELBST) und Transperency International Deutschland e. V.

Zum Start der neuen Website gab es eine Information per Mail, die wir unseren Mitgliedern an dieser Seite zur Verfügung stellen möchten:

Liebe Unterstützer des Appells für unabhängige Leitlinien,

seit Mai dieses Jahres haben mehr als 1200 Ärztinnen/Ärzte sowie mehrere ärztliche Organisationen unseren Appell für unabhängige Leitlinien unterzeichnet (www.neurologyfirst.de/appell). Nun geht unsere gemeinsame Website www.leitlinienwatch.de ans Netz. Unser Ziel ist es, den Einfluss von Interessenkonflikten (IK) auf medizinische Behandlungsleitlinien zu reduzieren. Die AWMF hat bereits im April 2010 Empfehlungen zur Regulierung von IK verabschiedet, die neben der der Offenlegung auch die Enthaltung befangener Autoren empfehlen. Die wissenschaftliche Evaluation deutscher Behandlungsleitlinien belegt eine insgesamt ausreichende Transparenz, jedoch eine bislang unzureichende Regulierung von IK. In der internationalen Diskussion kristallisieren sich fünf Prinzipien auf dem Weg zur Unabhängigkeit heraus:

  • Offenlegung der IK,
  • Pluralität und Unabhängigkeit der Autoren,
  • Unabhängigkeit insbesondere der federführenden Autoren,
  • Enthaltung befangener Autoren von Beratungen und Abstimmungen sowie
  • Review des Leitlinienentwurfs durch Fachöffentlichkeit und Patienten.

Unser neues Projekt Leitlinienwatch bewertet Leitlinien mit einem Punktesystem nach diesen fünf Kriterien. Zudem gibt es Bonuspunkte für andere sinnvolle Maßnahmen, beispielsweise die planvolle Rekrutierung unabhängiger Autoren oder die offene Diskussion von IK und ihrer Konsequenzen in der Leitliniengruppe. Damit wollen wir Transparenz über den aktuellen Stand der IK-Regulierung bei Leitlinien herstellen, Best-Practice-Beispiele identifizieren und den Fachgesellschaften ein konstruktives Feedback mit Verbesserungsvorschlägen für anstehende Revisionen geben. Jede Leitlinie wird von zwei Autoren bewertet, davon ist mindestens einer Arzt/Ärztin und mindestens einer unabhängig von den beteiligten Fachgesellschaften. Wenn eine neue Bewertung auf Leitlinienwatch erscheint, benachrichtigen wir die Fachgesellschaft und den Koordinator der Leitlinie. Sie erhalten Gelegenheit, eine eigene Bewertung oder einen Kommentar (oder beides) zur Veröffentlichung auf Leitlinienwatch einzureichen. Sachliche Fehler korrigieren wir, sobald wir davon Kenntnis erhalten. Einzelheiten zu den Grundlagen der Bewertungen finden sich auf unserer Website unter Kriterien. Bitte machen Sie unser Projekt im Kollegenkreis bekannt! Kommentare und Anregungen können Sie uns unter kontakt@leitlinienwatch.de zukommen lassen.

Herzliche Grüße,

Dr. Niklas Schurig, Rastatt (MEZIS)

Prof. Thomas Lempert, Berlin (NeurologyFirst)

Dr. Angela Spelsberg, Aachen (Transparency Deutschland)

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Dr. med. Sven Eisenreich
Facharzt für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie

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