Die Geschichte der Integrierten Medizin zu erzählen ist nicht ganz leicht. Vielleicht ist es aus Gründen der Übersichtlichkeit hilfreich, sie in zwei Teile zu untergliedern: in einen theoretischen und einen praktischen Teil. Diese Trennung ist rein didaktischer Natur und soll lediglich einem besseren Verständnis dienen. Theorie und Praxis lassen sich nie voneinander trennen.
Die Theorie der Integrierten Medizin geht im Wesentlichen auf Thure von Uexküll zurück. Sein Lebenswerk ist umfangreich und legendär und allein der Versuch, es vollständig darstellen zu wollen, muss scheitern. Aber in der 6. Auflage seines Lehrbuchs “Psychosomatische Medizin”, das er selber wegen seines Umfangs stets liebevoll “das Schwerbuch” nannte, gibt es ein Kapitel mit dem Titel: “Glossar der Grundbegriffe einer Medizin als Wissenschaft”. Es wurde von Thure von Uexküll gemeinsam mit Jörg Michael Herrmann verfasst. In diesem Übersichtskapitel finden sich alle relevanten Informationen, die man braucht, um die Theorie einer Integrierten Medizin zu begreifen. Der Elsevier-Verlag, bei dem das Buch erschienen ist, hat uns freundlicherweise die Genehmigung erteilt, dieses Kapitel für unsere Zwecke zu nutzen.
Im Teil “Zur Theorie” finden Sie einzelne grundlagen-theoretische Beiträge, die in sich geschlossen sind, die sich aber in ihrer Chronologie aufeinander beziehen. Es lohnt sich also, die Beiträge nacheinander zu lesen. Warum?
Thure von Uexküll kritisiert zunächst die Idee, Medizin könne so etwas wie “objektive Realität” abbilden und weist darauf hin, dass auch sog. “harte naturwissenschaftliche Fakten” sich letztlich als Konstruktionen erweisen. Aber er bleibt aber in seiner Kritik nicht stehen, sondern entwickelt über eine Vielzahl von Begriffen sein Verständnis einer Integrierten Medizin. Und das ist auch der Grund, warum der Begriff “Integrierte Medizin” erst ganz am Ende der theoretischen Ausführungen erklärt wird; er lässt sich ohne dieses Vorwissen kaum verstehen.
Um eine bessere Lesbarkeit der einzelnen Beiträge zu gewährleisten, haben wir auf die Glossarfunktion verzichtet, um zuviele Markierungen zu vermeiden.
Die Praxis der Integrierten Medizin spiegelt sich letztlich in der Geschichte und dem heutigen Tun der Thure von Uexküll-Akademie für Integrierte Medizin (AIM) wider. Die Akademie lebt mit ihren Mitgliedern die Grundgedanken einer Integrierten Medizin im klinischen Alltag. Sie ist nicht auf ein Fachgebiet beschränkt, sie ist nicht speziell psychosomatisch: Vielmehr versucht sie, die verlorengegangene bio-psycho-soziale Dimension in die Spezialgebiete der Medizin zurückzubringen. Thure von Uexküll war stets gegen die Einführung des Fachs Psychosomatik. Für ihn gehörte ein psychosomatisches Verständnis in alle medizinischen Fächer. Und so stammen auch unsere Mitglieder aus allen Professionen und Fachgebieten im Gesundheitswesen.
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