AIM-Modellwerkstatt im Glottertal
Freitag, 2. Dezember 2016
Professor Dr. Michael Buchholz eröffnete die Veranstaltung am Freitag mit zwei Vorträgen:
- Die Rolle der Metapher in der Therapeut-Patient-Kommunikation
- Ananlyse der Rolle der Metapher in einem therapeutischen Dialog
Das Unbewußte ist nicht hinter der Sprache, sondern in der Sprache. Du musst nur genau zuhören.
Bucholz ist Lehr- und Kontrollanalytiker am Lou Andreas-Salomé Institut Göttingen und Professor an der Internationalen Psychoanalytischen Universität Berlin. Er zeigte Daten aus seiner empirischen Forschung und wies darauf hin, dass schon unsere Alltagssprache von vielen (unbewußten) Metaphern durchwoben ist und dass deren Analyse im therapeutischen Gespräch von hohem Wert sein kann. Die Transkriptionsanalyse ist allerdings ein sehr aufwendiges (Forschungs-)Instrument, denn alle Inhalte und Nuancen eines Gesprächs müssen detailiert erfasst und protokolliert werden.
Oft folgen Gespräche einer gewissen Abfolge: Zunächst wird die Aufmerksamkeit auf gemeinsame Objekte in der Wahrnehmungswelt gelenkt (I) und als Objekte in die Konversation eingeführt (II). Dann werden diese Objekte beispielsweise mit Wertungsdimensionen verknüpft (III). Im letzten Schritt kann dann in einer Art Ko-Kreation ein neues metaphorisches Objekt entworfen werden.
Werden unbewußt geäußerte Metaphern (z. B. “Ich habe den Tag irgendwie rumgekriegt.”) durch den Therapeuten aufgegriffen, kann dieser sie umformulieren: “Ich habe den Eindruck, Sie haben den Tag genossen“. So findet eine metaphorische Umformung des Erlebeten statt.
Wie wichtig einzelne Begrifflichkeiten sein können, zeigte Buchholz anhand eines Beispiels aus der amerikanischen Forschung. So führt die Frage eines Allgemeinarztes am Ende einer Untersuchung: “Any mor problems?”, eher dazu, dass sich die Patienten verschließen und nichts weiter berichten, wohingegen die Frage: “Some more problems” zur Eröffnung eines weiteren Berichtsraumes führen kann.
Die Bedeutung der Sprache kann nach Buchholz gar nicht hoch genug eingeschätz werden. Seine take-home-message lautete daher:
- Man richte seine Aufmerksamkeit auf das Hauptarbeitswerkzeug von Therapeuten: Sprechen in Interaktion.
- Jenseits der konzeptuellen Deutungsmuster unserer Therapiekulturen gibt es eine reichhaltige Komplexität zu entdecken.
- Es gibt eine “andere Empirie” – die, des Gesprächs.
Es war ein gelungener Nachmittag, mit vielen interessanten und neuen Gesichtspunkten.
Literaturempfehlung: Die Macht der Metapher in Psyche und Kultur. Psychoszial-Verlag Gießen 2015. 32,90 €
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