Zur Neuauflage des Lehrbuchs Uexküll Psychosomatische Medizin
Rezension von Herbert Kappauf
Liebe Kolleginnen und Kollegen,
ich habe vor einigen Wochen eine Rezension der 8. Auflage des “Uexküll” geschrieben, die in nächster Zeit in der TumorTherapie&Diagnostik und im Bayerischen Ärzteblatt erscheinen wird.
Den offenen Brief von Prof. Leiß habe ich erst später – vor einigen Tagen – gelesen. Nun habe ich auch das Buch von vorne bis hinten durchgearbeitet, aber meine Einschätzung ist eine andere. Der offene Brief spiegelt für mich einen Prioritätenstreit wider zwischen
geforderter Texttreue und Uexküllscher Zielsetzung. Da stelle ich letztere voran.
Nun wird ja im 1. Kapitel Integrierte Medizin keineswegs durchgehend mit Gänsefüßchen verziert, so dass ich eine Distanzierung vom Begriff auch nicht sehen kann. Eine Auseinandersetzung mit dem Begriffs – und dazu in Anführungszeichen – halte ich durchaus für nötig, da für ihn die AIM keinen Alleinvertretungsanspruch hat und er durchaus anderweitig auch mit “integrativer Medizin” vermischt wird. Noch wichtiger ist mir aber dahingehend das Uexküllsche Axiom, dass Medizin immer als psychosomatische Medizin und damit integrierte Medizin konzipiert werden muss, wenn sie den Anspruch einer Humanmedizin gerecht werden möchte.
Langfristige Zielsetzung ist aber nicht die friedliche Koexistenz einer “Medizin” und einer “Integrierten Medizin”.
Im Uexküllschen Medizinverständnis, wie sie in seiner Theorie der Humanmedizin (das Buch heißt ja nicht Theorie der Integrierten Medizin) ausgeführt wird, leidet “Integrierte Medizin” etwas an seiner impliziten Tautologie. Der Begriff ist ein Arbeitsbegriff, der den mehrseitigen Aufmerksamkeitsfokus in der Begegnung mit Kranken unterstreicht. Langfristige Zielsetzung ist aber nicht die friedliche Koexistenz einer “Medizin” und einer “Integrierten Medizin”. Aus meiner Sicht ist es somit durchaus angebracht, im 1. Kapitel Theoretische Grundlagen (der Medizin) Integrierte Medizin auch zwischen Gänsefüßchen zu platzieren.
Meine Ausführungen und meine Rezension dürfen gerne im Diskussionsforum der Homepage veröffentlicht werden.
Mit herzlichen Grüßen
Herbert Kappauf
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