Drei Buchbesprechungen von Ottmar Leiß
Ergänzung zur Diskussion um die Neuauflage des “Schwerbuchs”
In der geisteswissenschaftlichen Literatur sind Klassiker zeitlos. Goethe, Schiller, Lessing, Kleist und viele andere zählen mit Recht zu solchen Klassikern, die auch 200 Jahre nach ihrem Erscheinen aktuell sind und gelesen werden. In den Naturwissenschaften ist das in der Regel anders.
Innovative wissenschaftliche Erkenntnisse, meist in Fachjournalen publiziert, sind abhängig von Kontext, Kontroversen und Debatten der Zeit, in der sie entstanden sind. Solche naturwissenschaftlichen Arbeiten gelten 50 – 100 Jahre später oft als wissenschaftlich veraltet und nicht mehr aktuell und werden allenfalls noch als Meilensteine in der Geschichte der betreffenden Naturwissenschaft gelesen. Anders ist das bei einer Subgruppe von Büchern, die im Grenzgebiet, im Niemandsland zwischen Naturwissenschaften und Philosophie angesiedelt sind. Drei solche Bücher zur Naturphilosophie sollen nachfolgend besprochen werden.
Thure von Uexküll geht es in seinem Buch ‘Der Mensch und die Natur – Grundzüge einer Naturphilosophie’ darum, die oft nur halb oder gar nicht bewussten Hintergründe und die Art, wie sich die Naturwissenschaft mit der Natur und die Medizin mit dem Menschen auseinandersetzen, aufzudecken, kritisch zu beleuchten und das Verhältnis von Theorie und Empirie neu zu erklären.
Anlaß ist die Neuauflage des Uexküll-Lehrbuchs Psychosomatische Medizin, in dem wichtige Grundlagen der Theorie Thure von Uexkülls fehlen oder aus dem Zusammenhang gerissen worden sind. Ottmar Leiß, Gastroenterologe und langjähriges AIM-Mitglied, hatte kurz nach Erscheinen des Buchs einen offenen Brief an die Herausgeber formuliert und seine Sorge und Kritik geäußert. Um die Zeitlosigkeit, aber auch Notwendigkeit der Auseinandersetzung mit der Theorie Thure von Uexkülls zu dokumentieren, hat er die nachfolgende sehr lesenswerte Buchbesprechung verfaßt.
Zur Naturphilosophie Thure von Uexkülls
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