Die Systemtheorie und das Modell der “trivialen” und “nicht-trivialen” Maschine (H. v. Foerster)
Die Auflösung der Paradoxie der zwei Subjekt- und Objektbegriffe gelingt der Systemtheorie: Sie kann feststellen, dass die widersprechenden Begriffe verschiedenen System-Ebenen angehören.
Jetzt braucht der Arzt, um die diagnostischen Probleme seiner Patienten zu lösen, das Modell der nicht-trivialen Maschine.
Einen zusätzlichen Beitrag zur Lösung des Problems hat H. v. Foerster (1982) mit seinem Konzept der trivialen und der nicht-trivialen Maschine geliefert: Er versteht unter einer Maschine einen logischen Apparat, der aus drei Teilen besteht: einem Input, einem Output und einem Operator für die Transformation des Input in den Output. Der Unterschied zwischen den beiden Modellen liegt einmal darin, dass ihre Operatoren verschiedene Funktionen haben, und darüber hinaus, dass die nicht-triviale Maschine einen “inneren Zustand” kennt, der mit der Operatorfunktion in der Weise gekoppelt ist, dass sich mit jedem Arbeitsgang der Maschine ihr innerer Zustand und damit auch ihre Operatorfunktion ändert.
Das Modell der trivialen Maschine hat als Operatorfunktion die Regel der mechanischen Kausalität. Sie verwandelt zuverlässig jeden Input in eine kausale Ursache und transformiert ihn in eine kausale Wirkung. Auf den gleichen Input folgt mit Sicherheit der gleiche Output. Dieses Modell ist Grundlage für die Technik.
Das Modell der nicht-trivialen Maschine hat nicht nur eine, sondern sehr verschiedene Transformatorfunktionen. Darüber hinaus ändert sich diese Funktion nach jedem Arbeitsgang der Maschine mit dem Erfolg, dass der gleiche Input jetzt zu einem völlig anderen Output führt. Dies Modell benötigen wir, um das Verhalten eines Lebewesens zu beschreiben:
Ein hungriges Tier transformiert z.B. den Input “Nahrungsstoffe” in “Fressen”. Nach der Nahrungsaufnahme ist der innere Zustand des Systems nicht mehr “Hunger”, sondern “Sättigung”. Jetzt wird der gleiche Input “Nahrungsstoffe” nicht mehr in den Output “Fressen”, sondern in etwas ganz anderes, z.B. in ein Hindernis, transformiert.
Im Rahmen der “technischen Medizin” verwendet der Arzt (als Techniker) das Modell der trivialen Maschine, um die Probleme des Patienten für seine diagnostischen und therapeutischen Bemühungen “in Form zu bringen”.
Im Rahmen einer “Medizin der Subjekte” ist der Arzt (als Subjekt) Beobachter von Objekten, die selbst Subjekte, d.h. Beobachter sind, die ihre Umgebung für ihre Probleme und Verhaltensmöglichkeiten in Form gebracht haben. Jetzt braucht der Arzt, um die diagnostischen Probleme seiner Patienten zu lösen, das Modell der nicht-trivialen Maschine. Es informiert ihn über Defizite der Passung zwischen dem Patienten und seiner Umwelt, und zwar über Defizite, die auf der Ebene somatischer, psychischer oder sozialer Bedürfnisse liegen können. Um diese Defizite zu beseitigen, muss der Arzt versuchen seinen Patienten zu einer für sie passenden Umwelt zu verhelfen.
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