AIM-Kooperation mit der Uni Bielefeld
Linguistisches Forschungsprojekt mit Jugendlichen
Die Beschäftigung bzw. Auseinandersetzung mit dem Narrativ hat in der Thure von Uexküll-Akademie für Integrierte Medizin (AIM) eine lange Tradition. Allen voran war es Elisabeth Gülich aus Bielefeld, ehemals Professorin für Textlinguistik, die das Konzept der linguistischen Gesprächsanalyse in der AIM vorgestellt und eingeführt hat. Hierfür werden Audio- oder Videoaufnahmen sehr genau verschriftlicht (Transkripte) und gemeinsam nach wissenschaftlichen Methoden ausgewertet (Konversationsanalyse, linguistische Gesprächsanalyse). Man kann dies als “Labormethode” zur genauen und detaillierten Fundierung von Eindrücken und Beobachtungen anhand der sichtbaren sprachlichen und kommunikativen Merkmale bezeichnen. Dabei wird stets die Interaktion, also das Zusammenspiel der Gesprächsbeteiligten, mit berücksichtigt (gemeinsame Wirklichkeitskonstruktion).
Aktuell läuft unter der Leitung von Miriam Haagen aus Hamburg und Vorstandsmitglied der AIM und Heike Knerich (Fakultät für Linguistik und Literaturwissenschaft der Universität Bielefeld) das gemeinsame Forschungsprojekt “Sprechen mit Jugendlichen über Verlust und Trauer: Eine gesprächsanalytische Studie“. Weitere Mitarbeiterin im Projekt ist Justine Kohl, B.A. Am Pilotprojekt und der ersten Datenerhebung war zudem Claudia Heinemann (Psychologische Psychotherapeutin aus Hamburg) beteiligt.
Elternverlust in Kindheit oder Jugend wird zu den Risikofaktoren für die Entwicklung einer Krankheit gezählt. Weil die meisten Fragebogenstudien nicht direkt an die Betroffenen gerichtet sind, kommen in dieser Studie die Betroffenen in Gesprächen mit einer erfahrenen ärztlichen oder psychologischen Psychotherapeutin selbst zu Wort. Ziel der Studie ist es, qualitativ-empirisch zu fundieren, wie Jugendliche ihren Elternverlust in der Interaktion darstellen, wie sie über hilfreiche und nicht hilfreiche Personen, Situationen, Aktivitäten und Institutionen sprechen und dabei in der interdisziplinären Zusammenarbeit auch mehr über Verarbeitungsprozesse zu lernen und hilfreiche Interventionen zu entwickeln.
Auch künftig werden mittels der linguistischen Gesprächsanalyse im Rahmen der AIM Gespräche mit Anfalls- und Angstpatienten sowie therapeutische Gespräche im Rahmen von Modellwerkstätten und Jahrestagungen betrachtet, z.B. von Elisabeth Gülich in Zusammenarbeit mit Martin Schöndienst (Bielefeld), Carl Scheidt (Freiburg), Werner Geigges und Gerlind Leininger (Glottertal) sowie weitere linguistische Beiträge z.B. von Marlene Sator (Wien).
Weiterführende Literatur zum Beitrag
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