KomMent

Kommunikationskompetenz und Mentoring

Bericht von einem Pilotprojekt und einem Kraftgeber

Am 11. und 12. März 2021 fand in Düsseldorf die Tagung “Kommunikation und Interprofessionelle Zusammenarbeit: von der Aus- zur Weiterbildung” statt. Die Veranstaltung bildete den Abschluss des vom Bundesministerium für Gesundheit unterstützten Projektes “KomMent” (Förderung der Kommunikationskompetenz im Rahmen der ärztlichen Weiterbildung – Entwicklung und Implementierung eines Mentorings am Beispiel der urologischen Onkologie).

Das Projekt ging auf eine Initiative unseres AIM Mitglieds Professorin Dr. med. Jana Jünger zurück. Sie ist bereits seit 27 Jahren Mitglied der Thure von Uexküll-Akademie für Integrierte Medizin (AIM) und seit April 2016 Direktorin des Instituts für medizinische und pharmazeutische Prüfungsfragen (IMPP). In dieser Funktion hatte sie sich bereits maßgeblich an der Entwicklung des Masterplans Medizin 2020 beteiligt, in dessen Rahmen die Ärztliche Kommunikation eine besondere Rolle spielt: Bereits im Studium wird gelehrt und geprüft, wie die angehenden Ärztinnen und Ärzte medizinische Informationen verständlich vermitteln, schwierige Gespräche empathisch führen und auf die kommunikativen Bedürfnisse ihrer Patientinnen und Patienten adäquat eingehen können.

Wir Mediziner sehen immer nur die Erkrankung im Menschen, aber nicht den Menschen in der Erkrankung.

Mindestens ebenso wichtig ist die Weiterentwicklung dieser Fähigkeiten in der anschließenden ärztlichen Weiterbildung. Das war das Ziel der “Machbarkeitsstudie” des KomMent-Projekts, bei dem die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Klinik für Urologie der Universität Düsseldorf gemeinsam mit dem IMPP ein Trainingsprogramm zur Förderung kommunikativer Kompetenzen in der ärztlichen Weiterbildung entwickelten und erprobten.

Der Chefarzt der Klinik, Professor Peter Albers war zunächst skeptisch. Wie sollte so etwas berufsbegleitend unter dem ohnehin erheblichen Versorgungs-, dem täglichen fachspezifischen Weiterbildungs- und Forschungsdruck funktionieren? Freimütig räumte er bei seinem Eröffnungsreferat ein, wie sehr ihn das Ergebnis überrascht habe: Seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter begannen rasch, sich für das Projekt nicht nur zu engagieren. Es entwickelte sich ein regelrechter Enthusiasmus für das Mentoring, die Trainingseinheiten und die Supervision, wie sich an den “leuchtenden Augen” der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Projekts ablesen lies, die in mehreren Vorträgen über ihr gemeinsames Projekt berichteten.

Ergenis der Studie: Größere Patientenzufriedenheit in der Abteilung und gesteigerte Berufszufriedenheit bei den Ärztinnen und Ärzten.

Albers hob die positiven Ergebnisse des Konzepts hervor: Größere Patientenzufriedenheit in der Abteilung und gesteigerte Berufszufriedenheit bei den Ärztinnen und Ärzten. Letzteres ist ein extrem wichtiger Zusatznutzen: eine Befragung von jungen Ärztinnen und Ärzten ergab, dass 30 Prozent der Berufsanfänger*innen bereits deutliche Symptome eines Burnouts-Zustands zeigten. Jede Betreuung und jedes Mentoring, das die Kommunikation und die Beziehung zwischen Ärztinnen und Ärzten zu Patientinnen und Patienten verbessert, entlastet von Druck, Insuffizienzgefühlen und Unsicherheit und ist geeignet, die erhebliche Fluktuation auf den Ausbildungsstationen zu reduzieren.

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Einen besonders eindrücklichen Akzent im Spektrum der Vorträge setzte Carsten Witte, Patientenvertreter und erster Vorstand des Vereins “Jung und Krebs”, der als junger Mann eine Krebserkrankung überwunden hat und jetzt selbst in der Ausbildung zum Psychoonkologen ist. Mit zahlreichen Beispielen konnte er belegen, wie ihm im Verlauf seiner Krankengeschichte ungeschickte, unklare und wenig einfühlsame Interaktionen zugesetzt und geschadet hatten. Wittes Fazit unterstreicht dennoch: Nicht bei der Kritik unglücklicher oder gar schädlicher Kommunikation stehen bleiben, sondern Maßnahmen, Initiativen und Projekte fördern, die verständliche kognitive Patienteninformation, offene Aufklärung, genügend Raum für Rückfragen ebenso wie empathisches Verständnis lehren und ermöglichen. Und sein eindringlicher Appell lautet: “Ihr Gegenüber sind Menschen in einer Notlage. Hilfesuchende. Drum hat Ihr Anteil an einer zwischenmenschlichen Kommunikation große Auswirkung und Konsequenzen. Seien Sie sich dessen jeden Tag bewusst”.

Wir setzen das Manuskript des online-Vortrags von Carsten Witte mit seiner freundlichen Genehmigung auf unsere Homepage, ebenso das Video, weil es so eindrucksvoll deutlich macht, dass eine humane Heilkunst zum einen sicher hochgradige technische Kompetenzen braucht, zum anderen aber Ärztinnen und Ärzte, die die leidenden Seelen in den kranken Körpern erkennen und ansprechen können.

Wulf Bertram
Vorstandsmitglied der AIM

Manuskript: Vortrag Carsten Witte

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