Zum Tod von Wulf Bertram (31.03.1948 – 24.04.2025)

Ein Nachruf

Von Werner Geigges 

Mit tiefer Bestürzung nehmen wir Abschied von Wulf Bertram, der am 24. April 2025 plötzlich und unerwartet verstarb. Die Thure von Uexküll-Akademie für Integrierte Medizin (AIM) verliert mit ihm ein Gründungsmitglied (1992) und kontinuierliches Vorstandsmitglied sowie ihren Generalsekretär, eine herausragende Persönlichkeit, die sich mit hoher Kompetenz und Leidenschaft zeitlebens für eine Medizin einsetzte, die den Menschen in den Mittelpunkt stellt, sowie einen zugewandten, neugierigen, humorvollen und warmherzigen Freund und Kollegen, der sich und andere stets aufs Neue begeistern konnte. Sein beruflicher Weg ist eng mit der Geschichte der AIM verbunden.

Von Geburt Westfale, wuchs er teilweise in Mailand auf und erlernte Italienisch als zweite Muttersprache. Seine hohe Affinität zur italienischen Kultur und Lebensart war in unserer Zusammenarbeit immer wieder bereichernd spürbar.

Nach erfolgreichem Studienabschluss sowohl der Psychologie als auch Medizin begann er seine weitere berufliche Qualifizierung zunächst am UKE in Hamburg und arbeitete mit Klaus Dörner und Ursula Plog zusammen und lernte sich für die Sozial-Psychiatrie zu begeistern.

Konsequent erfolgte dann ein DAAD-Forschungsstipendium zur Geschichte der antipsychiatrischen Bewegung in Italien (Bibbiena) und anschließend seine weitere fachärztliche Weiterbildung in Psychiatrie und Psychotherapie in Kaufbeuren.

1986 begann Wulf Bertram eine neue berufliche Phase im Verlagswesen. Als Leiter des medizinischen Lehrbuchprogramms bei Urban&Schwarzenberg in München begleitete er die dritte Ausgabe des Lehrbuchs „Uexküll Psychosomatische Medizin“. Dies markiert den Beginn einer intensiven Arbeitsbeziehung und Freundschaft mit Thure von Uexküll. Nach seinem Wechsel zum Stuttgarter Schattauer Verlag 1982 war er dort zunächst Wissenschaftlicher Leiter, später verlegerischer Geschäftsführer, eine Position, die er bis zur Auflösung des eigenständigen Programms 2018 innehatte, als Schattauer zu Klett-Cotta als Imprint wurde. Seiner umfangreichen und engagierten verlegerischen Tätigkeit verdanken wir eine Fülle an Publikationen im Themenbereich Psychosomatische Medizin, darunter eine eigene Schriftenreihe „Schriften der Akademie für Integrierte Medizin“. Hier erschien zuletzt „Auf der Suche nach der verlorenen Kunst des Heilens“, das von Wulf Bertram mit herausgegeben wurde. In seinem eigenen Kapitel „Integrierte Medizin: Heilkunst für Körper mit Seelen und Seelen mit Körpern“ nahm er persönlichen Bezug zur Gründung der AIM.

Herr Bertram, wir gründen eine Akademie. Ich bin der Sprecher, Sie sind der Generalsekretär und werden das mal in die Hand nehmen!

Im Sommer 1992 sprach Thure von Uexküll ihn persönlich an mit den Worten: „Herr Bertram, wir gründen eine Akademie. Ich bin der Sprecher, Sie sind der Generalsekretär und werden das mal in die Hand nehmen!“

Wulf Bertram übernahm diese Verantwortung für mehr als 30 Jahre und war Mitorganisator vieler Tagungen, Modell-Werkstätten und bereicherte bis zuletzt die Vorstandsaktivitäten mit seiner Neugierde, seinem Humor und immer wieder neuen, mutmachenden und visionären Ideen.

Neben der AIM engagierte sich Wulf Bertram auch in der Gesellschaft zur Erforschung und Therapie von Persönlichkeitsstörungen (GePs), war Herausgeber der Zeitschrift Ärztliche Psychotherapie und gleichzeitig in einer eigenen Psychotherapeutischen Praxis tätig. Vielen von uns war er auch von den Lindauer Psychotherapie-Wochen bekannt, wo er für den Schattauer Verlag über viele Jahre zusammen mit  Freunden jährlich einen musikalischen Abend mit seinem Saxophon mitgestaltete.

2018 wurde er mit dem renomierten Wissenschaftspreis der Dr. Margrit Egner-Stiftung geehrt.

Sein Tod hinterlässt eine große Lücke im Fachverlagswesen, in der Integrierten Medizin und Psychosomatik.

Unser Mitgefühl gilt seiner Familie, seinen Freunden und Mitstreiter:Innen für eine Medizin, in der der Mensch im Mittelpunkt steht.

Für die Thure von Uexküll Akademie für Integrierte Medizin (AIM)

Dr. Werner Geigges

Sprecher des Vorstands

 

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