Bilder sagen mehr als Worte

Ich kann nur dazu aufrufen, genau hinzusehen und noch genauer hinzuhören!

Ein Leserbrief von Katja Walesch

Katja Walesch ist Allgemeinärztin in Frankfurt am Main in eigener Praxis und Mitglied der Thure von Uexküll-Akademie für Integrierte Medizin (AIM).

Sie hat als eine der ersten Leserinnen auf den Blog “Hotel Corona” reagiert und mir ihre Gedanken dazu geschrieben. Wir haben vereinbart, einen Briefwechsel hier zu veröffentlichen.

# Erst jetzt lese ich Deinen Beitrag vom 25.03. Ich kann etwas beisteuern, treiben mich doch ähnliche Gedanken und Gefühle zum Thema um wie Dich und viele von uns: Wieder die “heute-Nachrichten” (am 25. oder 26.03.) Zugeschaltet war Harald Lesch, (Wissenschaftsjournalist, Moderator, Philosoph und Physiker). Die Masse an Fake-News wurde besprochen, wie das komme und warum man so etwas aufsitze. Einprägsam Prof. Dr. Leschs Fazit (singemäß), wer diese Bilder (der Nachrichten des öffentlich rechtlichen Fernsehens z.B.) gesehen habe, könne die Gefahr des Coronavirus doch einfach nicht mehr leugnen.

Damit liefert er ein gutes Beispiel dafür, daß heute Bilder mehr zählen als Wissen (im Sinne von Erfahrung machen), also Erfahrung und daraus entwickelter Wissensgehalt (eigentlich ja das, was Wissenschaft idealerweise hervorbringt): Bilder sagen mehr als Worte. So ist das. Bilder sind auch manipulierbarer als Worte (Beispiele: Optische Täuschungen, Fotoshop). Darum sind sie in unserer Welt so gut einsetzbar: Um zu manipulieren (Werbung in all ihren Facetten). Das können Wörter auch, aber Bilder gehen direkter in uns ein, Wörter müssen vom Hirn erst verstoffwechselt werden. Um mit Wörtern zu manipulieren, bedarf es nach meiner Kenntnis weiterer Hilfsmittel (z.B. Intonation beim Sprechen oder visuelle (bildhafte) hervorhebungen).

Schließen wir beim Nachrichten gucken öfter mal die Augen und lauschen den Wortinhalten. Welche Information erhalten wir dann?

Das Hirn erkennt in Bildern blitzschnell das, was es schon kennt. Und speichert es auch so. Mit Wörtern geht das nicht ganz so fix (darum halte ich selbständiges Denken für unser größtes Kulturgut, was es bedingungslos zu fördern gilt – durch Lesen und Schreiben zum Beispiel, doch das ist ein anderes Kapitel).

Worauf ich hinweisen möchte: Auch der hochdotierte Wissenschaftsmann im Fernsehen (…) ist nicht davor gefeit, sich von den einfachsten Manipulationsmechanismen anfixen zu lassen. Schlimm nur, daß er es als Wahrheit verteidigt, der es zu glauben gilt. Es sind genau diese Bilder – in den Nachrichten, in den Sondersendungen, im Internet – die unsere Wahrnehmung in dieser unüberscihtlichen Welt bahnen. Ich kann nur dazu aufrufen, genau hinzusehen und noch genauer hinzuhören! Um Letzteres zu schulen, sollten wir beim Nachrichten gucken öfter mal die Augen schließen und den Wortinhalten lauschen. Welche Information erhalten wir dann? Ein interessantes Experiment… einfach mal machen und die Wirkung wahrnehmen.

In diesem Sinne,

Liebe Grüße, Katja

corona@aim.com.de

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